New York und London – wie ähnlich sind sich die Megacitys eigentlich?

„An Englischman in New York“ von Sting ist eines meiner Lieblingslieder über New York, die ich gerade zur Einstimmung auf den nächsten Trip (November 2018) höre. Als „Alien“ bezeichnet sich der gebürtige Engländer. Als Europäer ist man ein „Außerirdischer“ in Amerika? Das hat mich neugierig gemacht. Simone Kunisch vom Blog „Totally London“ ist Expertin für die britische Hauptstadt. Wir haben unsere Eindrücke ausgetauscht.

Was lässt sich also sagen über

… die Einheimischen?

New Yorker sind busy. Immer unterwegs, immer auf ein Ziel hinstrebend. Selten einfach bummelnd in den Straßen Manhattans schlendernd, sind sie dennoch nicht unfreundlich oder mit Ellenbogen unterwegs zu all jenen, die dem Müßiggang frönend ihre Stadt entdecken: den Touristen. Kaum bleibst Du stehen, äußert sich auch nur den Hauch eines Fragezeichens im Gesicht – welche Straße muss ich gehen? Wo ist die nächste U-Bahn-Station? – sind sie schon an deiner Seite. Helfen dir mit Rat und Tat. „Anything goes“ gilt auch für das Miteinander von Gästen und Einheimischen.

Bryant Parc New York
Immer buzy … und keine Zeit für einen Blick auf den Bryant Parc in New York. (c) Dörte Behrmann

Die Briten sind ja ein Völkchen für sich und es gibt so herrlich viele Vorurteile gegenüber unseren Nachbarn von der Insel. Und natürlich gelten diese Vorurteile auch alle ganz wunderbar für die Bewohner der Hauptstadt: man hat immer sofort krassen Sonnenbrand, weil in UK einfach nie die Sonne scheint, man ist eigentlich immer betrunken und schlecht tätowiert, hat immer einen Regenschirm bei sich, fährt auf der falschen Straßenseite und schüttet literweise Tee in sich hinein.
Aber Ironie beiseite – wie sind sie denn wirklich die Londoner? Die Londoner sind sehr höflich und entschuldigen sich gerne und oft. Schlange stehen ist eine Tugend und sollte auch von den Touristen eingehalten werden, wenn man z.B. auf den Bus wartet.
Ansonsten ist London ein Schmelztiegel an Kulturen und mit fast 9 Millionen Menschen und 300 Sprachen, die hier gesprochen werden, vor allem eins: bunt, gemischt, trubelig und zeitweise laut. Hier treffen Kulturen aufeinander, du kannst Menschen aus der ganzen Welt treffen und dich kulinarisch auf eine Weltreise machen.

… das Essen

In New York bekommst Du alles – Du musst nur wissen, wo. Das ist die große Herausforderung. Und Deine Entscheidungsfreude. New York ist die Stadt, die Dir alles gibt, wenn Du weißt, was Du willst. Und google oder unzählige Blogs sowie Restauranttests können Dir weiterhelfen. Eines sagen sie Dir aber selten: ob Du mit Plastikgeschirr vorlieb nehmen musst oder Silberbesteck genießen kannst. Und glaub mir, für Europäer ist es ist eine Wohltat, mit stabilem Werkzeug auf dem Teller wirken zu können. Daher habe ich mir angewöhnt, den Imbiss-/ Restaurant-/ Dinergästen erst in die Hände zu schauen, dann auf den Teller. Denn erstaunlicherweise ist eine gute Ausstattung überhaupt nicht an den Preis für die Mahlzeit gekoppelt.

Silberbesteck
Ein seltener Anblick in New York: Silberbesteck. (c) Dörte Behrmann

Bei so vielen Menschen und vielen, die Migrationshintergrund haben, ist das Essensangebot in London auch entsprechend abwechslungsreich. Du kannst in London Essen und Traditionen aus nahezu jedem Land der Erde erleben und das macht London für mich auch so spannend. Hier gibt es köstliche Curries neben leckerem italienischen Eis, karibische Leckereien mit klassischem „Scones and clotted cream“. Vegetarier und Veganer kommen hier voll auf ihre Kosten, da es nahezu jedes Gericht auch ohne tierische Anteile gibt. Ob Sterneküche oder Food Market – London bietet für jeden Geschmack und Geldbeutel das richtige Essen und lädt ein, den Horizont auch kulinarisch zu erweitern.

… die beste Jahreszeit

Im Grunde kenne ich New York nur „in between“ – im November. Die Reisezeit hat sich so ergeben – aber ich finde sie auch fabelhaft. Tage mit 20 Grad sind keine Seltenheit, es regnet eher selten und die Sonnenuntergänge sind so famos wie sonst auch. Sicher, die Tageshelligkeit ist nicht so lang – aber dunkel wird es in Manhattan oder Brooklyn eh niemals. Gegen Ende des Monats ist sogar Christmas-Shopping schon angesagt!

London ist immer eine Reise wert. Im Frühjahr gefällt es mir gut, weil dann die Stadt erwacht, es überall wieder grünt und blüht und man die ersten Sonnenstrahlen in einem der vielen Parks genießen kann. Im Sommer ist es heiß und stickig, man kann sich in Pools und sogar im Serpentine Lake im Hyde Park abkühlen und dann zum Picknick bleiben. Der Herbst erinnert an nebligen und regnerischen Tagen an die Zeit, als Jack the Ripper noch sein Unwesen trieb – mystisch und geheimnisvoll. Und der Winter, der überzeugt mit opulenten Weihnachtsdekos und -beleuchtungen schon ab November. Jeder Monat hat außerdem besondere Events, die einen Besuch lohnend machen können. Die wichtigsten habe ich dir im Post „Das Jahr in London – Veranstaltungstipps pro Monat“ zusammengestellt.

… Deinen Lieblingsplatz

Hände
Die Hände von Getrude Stein im Bryant Parc New York (c) Dörte Behrmann

Ich liebe die Vielfalt von New York, das Entdecken des Fremdartigen. Die Welt ist hier zu Hause und das macht die Stadt so aufregend. Aber wenn ich meine innere Stabilität wiederfinden möchte, dann gehe ich in den Bryant Park. Egal zu welcher Tageszeit, die großen Bäume mit ihren hellgrünen Blättern leuchten. Auf dem gar nicht so großen Platz findest du je nach Jahreszeit ein Freiluftkino, Yoga- oder Meditationsklassen, einen Weihnachtsmarkt mit großer Tanne und sogar eine Eislaufbahn mit angeschlossenem Grogdorf. Besonders schön aber sind die Statuen, die in einem Seitenbereich zu entdecken sind. Die von Getrude Stein gefällt mir am besten. Du kannst hier zu beinah jeder Tageszeit essen, trinken, relaxen, Leute anschauen, durch ein grünes Blätterdach in den Himmel schauen, träumen. Der Bryant Park ist einfach eine Oase.

Aussicht vom Sky Garden auf London
Simones Lieblingsplatz: die Aussicht vom Sky Garden (c) Totally-London

Gefühlt ist ganz London ein einziger riesiger Lieblingsplatz für mich. Besonders gerne mag ich allerdings die Aussicht vom Sky Garden auf den Tower of London, die Tower Bridge und das andere Themseufer. Auch im British Museum bin ich gerne und oft und ich habe immer noch nicht alles gesehen. Das Museum ist einfach riesig und hat neben den verschiedenen Dauerausstellungen auch immer Sondershows zu bieten.

… deinen Geheimtipp

Eine von rund 50.000 Volonteers eines Mega-Events zu sein, ist ein sehr emotionales Erlebnis. (c) Dörte Behrmann

Definitiv der New York Marathon! Und zwar nicht als Zuschauerin, sondern als eine von –zigtausend Helferinnen. Genial, wie sich hier New York als „Melting Pot“ erleben lässt, wie Menschen aus aller Welt, die vormals noch nie miteinander zu tun hatten, unter Anleitung weniger Erfahrener ein Mega-Ereignis möglich machen. Hier kannst du dich darüber informieren.

Für ein wenig Ruhe empfehle ich St. Duncan in the East. Die alten Kirchenruine in der City of London ist eine Oase inmitten der Großstadt. Bring dir einen Tee und ein Picknick mit und mache eine besonders schöne Pause. Die Battersea Power Station wird derzeit zum Ausgeh-Event-Venue umfunktioniert. Es gibt hier schon diverse Restaurants, es ist noch wenig überlaufen und die gigantischen Schornsteine schaffen eine ganz besondere Atmosphäre. Außerdem kann man mit dem Boot hierherfahren und das macht das Erlebnis gleich noch mal besser.

… die drei wichtigsten Must-Dos

  1. Mit dem Rad durch den Central Parc New York fahren
  2. Mit der Staten Island Ferry die sich entfernende Skyline Manhattans genießen
  3. Sich der Authentizität von Ellis Island hingeben
London Eye
Ein echtes Icon: Das London Eye. (c) Totally-London
  1. Für mich ist kein London Besuch komplett, wenn ich nicht wenigstens ein Mal Big Ben, die Houses of Parliament und das London Eye gesehen habe. Das Gute: alle 3 Sehenswürdigkeiten sind nah beisammen. Wenn du also zur Haltestelle „Westminster“ fährst, stehst du quasi vor dem (derzeit komplett eingerüsteten und verstummten) Big Ben samt Houses of Parliament und das Riesenrad kannst du am anderen Themseufer sehen.
  2. Als großer Street Art Fan schaue ich mich bei jedem Besuch nach der neuesten Urban Art um. Meine Lieblingsecken sind dabei rund um die Brick Lane und in Shoreditch. Hier ändert sich nahezu täglich was und das macht es immer wieder spannend. Es gibt neue Künstler zu entdecken und neue Kunstwerke zu bestaunen. London hat aber nicht nur im East End coole Street Art zu bieten, sondern auch noch an vielen anderen Ecken in der Stadt. Schau gerne mal im Post „Die besten Plätze für Street Art in London vorbei“, wenn du mehr erfahren willst.
  3. Ich bin ein Höhenjunkie und London von oben lässt mich ins Schwärmen geraten. Kein Besuch ohne wenigstens einmal die Aussicht auf meine Lieblingsstadt von oben zu genießen. In den letzten Jahren sind viele neue Wolkenkratzer dazugekommen und einige bieten öffentliche Aussichtsplattformen. Unbedingt ausprobieren und die Stadt mal aus der Vogelperspektive wahrnehmen. Die besten Aussichtspunkte der Stadt findest du übrigens im Post „London für Höhenjunkies – die besten Aussichtspunkte der Stadt“.

Und, was sagst Du? Wir meinen: So unterschiedlich sind die beiden Städte gar nicht. Auf alle Fälle gibt es für Neugierige hier wie dort eine Menge zu erleben.

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