Erfahrung in Irvington, New York

Entscheidungen zu treffen beinhaltet auch die Möglichkeit, sich zu irren. Einen falschen Weg einzuschlagen. Im Großen, wie im Kleinen. Doch während Du im Alltag Tausende von Entscheidungen triffst, von denen die meisten revidierbar sind, fällt es im Urlaub mehr auf, wenn etwas nicht wie erwartet läuft. So kostbar ist die Zeit, dass Irrtümer bittersüß schmecken. Die Erlebnisse in der Kleinstadt Irvington hatten heute genau diesen Geschmack.

Versprechen auf ein „Hidden gem“

Bei den Vorbereitungen auf den aktuellen NYC-Trip bin ich auf einen Beitrag über den wiederentdeckten Tiffany-Raum im Rathaus von Irvington gestoßen. Sofort war meine Neugier erwacht.

Louis Comfort Tiffany – der berühmte Glasdesigner – lebte in New York, besuchte aber immer wieder seine Eltern in deren Sommerhaus in Irvington. Der kleine Ort ist rund 45 Minuten Zugfahrt nördlich entlang des Hudson Rivers von New Yorks Grand Central Station entfernt. Dort hatte 1892 eine Gruppe namens „Mental and Moral Improvement Society“ der Stadt einen Bibliothek mit der Auflage gestiftet, dass diese auf immer und ewig frei zugänglich sein müsste. Eine Bürgerin Irvingtons stiftete dann 10.000 Dollar, um den Raum von Tiffany einrichten und dekorieren zu lassen. Was geschah.

Doch dann kamen die Kriege und der Raum wurde für anderes gebraucht, wurde zugestellt und Tiffanys Werk geriet in Vergessenheit. Bis sich jemand der älteren Bewohner Irvingtons daran erinnerte, aktiv wurde, andere mit der Schatzsuche ansteckte und tatsächlich den Raum fand. Und seinen Schatz – die blauen Glasmosaike, die goldenen Inschriften, eine Tiffany-Lampe.

Es gibt auch noch eine große Wanduhr aus weißen und blauen Mosaiken, die zu foografieren ich aber vergaß. Denn: that’s all. Kein Wunder also, dass der Herr, der im Raum saß und nach und nach andere Mitglieder seines Arbeitskreises begrüße, mich erstaunt anschaute. Dafür sei ich extra aus New York, mehr noch, aus Deutschland, gekommen? In der Tat, ich hatte mir mehr Glanz und Gloria versprochen.

Aber manchmal ist es eben so, dass die Geschichte drumrum spannender und glanzvoller ist, als das eigentliche Produkt.

Leider hat es heute morgen stark geregnet, so dass ein gemütlicher Bummel durch die Kleinstadt nicht wirklich empfehlenswert war. Ich lief also vom Bahnhof die Main Street zum Rathaus hoch, schaute mich drei Minuten im Raum um, machte zwei Fotos und ging wieder zum Bahnhof zurück. Um neun gestartet, war ich um 11.15 Uhr wieder am Grand Central. Und sitze nun in einem Lesesaal der New York Public Library, um Dir von alldem zu schreiben. Kein Nachteil ohne Vorteil.

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