Entdeckungen auf der 6th Avenue

Es regnet leicht. Darauf bin ich gar nicht vorbereitet und so stehe ich etwas ratlos nach dem Mittagessen in einer dieser neuen Foodcorner auf der Straße. Zugegeben, die Ecke hätte häßlicher sein können: vor mir der Bryant Park, auf dem schon die Weihnachtsmarktbuden offen waren. Auch die Eislaufbahn hatte schon ihre Liebhaber gefunden. Beides aber gefällt mir als Aktivität gerade nicht. Was also tun?

Spontan beschließe ich, dem Regen zu trotzen und einfach die 6th Avenue zu erobern. Mit zwei Slices typisch amerikanischer Pizza frisch gestärkt, die rote Kappe auf dem Kopf und eine regenfeste Jacke an geht es los. Kamera raus und einfach mal sehen, was es hier zu entdecken gibt.

Den besten Floristen der Stadt zum Beispiel. Ob „leading“ ein erarbeiteter oder selbst gewählter Titel ist, erschließt sich natürlich nicht, aber dieses Geschäft setzt auch nach Halloween – war in der letzten Woche – voll auf Kürbisse. Und tatsächlich, sowohl die gewerblichen als auch die privaten Fenster sind mit Kürbissen aller Formen und Farben geschmückt. Ich frage mich nur: Wie lange hält so eine Pflanze? Wie ist die Geruchsentwicklung? Explodieren die am Ende alle?

Wie grün New York sein kann beweisen die vielen kleinen Parks und Anlagen, die das Häusermeer immer wieder unterbrechen. Eine wahre Augenweide vor allem jetzt im Herbst. Dies ist nicht der Herald Square, an dem der Broadway und die 6th Avenue sich treffen, sondern das Pendant gegenüber, Greeley Square Park genannt. Er ist Horace Greeley gewidmet, der 1941 die New York Tribune gründete.

Unübersehbar gehören die Taxis in New York zum Straßenbild. Sie machen wegen ihrer Menge sicher einen Großteil des Verkehrsproblems aus, in dem nicht nur Manhatten steckt. Auch im beschaulichen Fort Greene gibt es Tageszeiten, zu denen in den Straßen – in der Regel Einbahnstraßen – nichts mehr geht.

Neben den Wolkenkratzern beeindrucken mich diese Megablöcke an New York besonders. Manche umfassen genau einen Block, beziehungsweise, sie geben mit ihren Maßen einen Block vor. Selbst auf google Maps lässt sich nicht sehen, ob es Innenhöfe gibt. Massiv, aber dunkel? Keine schöne Vorstellung.

Ansprechender dagegen dieser Anblick. Auch wenn die 6th Avenue selber spannend ist, in die Seitenstraßen zu schauen lohnt sich ebenfalls. Wie zum Beispiel in die W32. Street. Ein historisches Kleinod, dieser dreigeschossige Übergang, „Gimbel’s Bridge“ genannt. Es wurde 1925 gebaut und verbindet bis heute zwei riesige Häuser. Eines davon war das „Gimbel’s“, einst Rivale des „Macy’s“, das auch nur wenige Block entfernt ist und bis heute existiert. Die Brücke im Stile des Art Deco wird selbst von vielen New Yorkern übersehen. Wenn Du mehr zur Geschichte wissen möchtest, liest Du bitte hier (auf Englisch).

Weitaus fröhlicher weil heller erscheinen die Wohnungen und Büros in diesem Prachthaus an der W 21 st. zu sein. Die Kuppeln sind wohl tatsächlich mit Blattgold verziert.

Welch unschönes Ende eine Kirche in New York nehmen kann, zeigt dieses Foto. Das Fitnessstudio ist tatsächlich in einer Kirche an der W20st untergebracht, die 1845 geweiht und in den 1970ern verweltlicht wurde. „Rebuilt as a sanctuary for a fitness expirience …“ wirbt das Studio hochtrabend für sich.

Große Werbung ist auch diesem Textilgeschäft eingefallen, dass seine Fassade mit auffälligen Schleifen in diversen Farben verzierte.

Immer nur ein Magenknurren entfernt sind diese Anbieter, bei denen Du neben Hotdogs auch die beliebten „Pretzels“ bekommen kannst. Bretzel. Die lieben die New Yorker, wie überhaupt deutsches Brot sehr, sehr gefragt ist. So war auf dem „Farmers Market“ in Fort Greene die Schlange beim Bäckerstand am längsten.

Dass es tatsächlich regnet, siehst Du hier ganz gut. Wenn du genau hinschaust entdeckst Du aber auch das Empire State Building, das an der W34st steht und von der W17st fotografiert ist.

Insgesamt bin ich rund 2 Stunden von der 42st Street zur 14st Street heruntergelaufen. Eine unerwartete Freude und eine Erinnerung daran, dass Glücksgefühle überall lauern.

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