Moralisches auf der Wall Street

Die Macht des Gelde zieht unglaublich viele Menschen in die Wall Street, doch es gibt dort einen Ort, der wegen seiner politischen und historischen Macht im Grunde viel sehenswerter ist: Federal Hall. „This place matters“ – dieser Ort hat Bedeutung – steht auf der kleinen Broschüre, die sich Besucher am Eingang des kostenfrei zugänglichen „National Memorials“ nehmen können. Und tatsächlich wird diese Bedeutung schnell klar: Der erste Präsident der frisch gegründeten Vereinigten Staaten, George Washington, verlas hier die erste Unabhängigkeitserklärung, die „Bill of Rights – soetwas wie das Grundgesetz – wurde hier geschrieben und der erste Kongress tagte hier.

Wobei „hier“ nicht ganz richtig ist. Das jetzige Gebäude wurde 1842 eröffnet, vorher stand dort ein wesentlich kleineres Haus, das als Rathaus von New York City diente.

Das kannst Du in dieser Szene im Hintergrund sehen.

Die Federal Hall, wie wir sie heute kennen, wurde 1842 eröffnet. In den ersten Jahren diente sie als Zollhaus, dann als Bank. Seit 1939 ist sie ein Denkmal und für die Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich.

Hast Du die arg steilen Treppen der Federal Hall erklommen und bist staunend ob der unerwarteten Schönheit ins Innere gelangt, erwarten Dich Architekturzitate aus Griechenland – dem Land der ersten Demokratie – und Rom – dem Ort im Altertum mit ökonomischer Macht.

Warum die Fotos einen so deutlichen lila Schimmer haben, erschließt sich mir leider nicht. Ich habe zahlreiche Aufnahmen gemacht, aber sie waren alle lila.

Federal Hall bietet mehreren Räumen unterschiedliche Ausstellungen zur Geschichte des Ortes und den Ereignissen.

So wird nochmal auf die Kolonialzeit eingegangen, auf die Unabhängigkeitskriege und deren Verlauf. Am spannendsten fand ich allerdings, dass im massiven Türrahmen von Raum Eins zu Zwei deutlich Risse zu sehen waren. Unmittelbare Folgen des Angriffs auf das World Trade Center am 13.9.2001 wusste das Faltblatt zu erklären.

Raum Zwei geht dann auf die Amtseinführung von George Washington ein, die am 30.4.1789 stattfand.

Sie zeigen sogar die Originalbibel, auf die der erste Präsident (1732 geboren) geschworen hat. Ein echt dickes Ding.

In einem weiteren Raum geht um das Thema, mit dem der heutige Präsident so richtig im Clinch liegt: um die Pressefreiheit. Gezeigt wird die Druckpresse, auf der ein John Peter Zenger, ein Deutsch-Amerikaner, „The New Weekly Journal“ druckte, in der er anonyme Klagen über den damaligen Governour abdruckte. 1734 wurde er deswegen wegen Verleumdung angeklagt, 1735 aber im damaligen Rathaus – und deswegen ist die Druckerpresse hier auch zu sehen – aber überraschend freigesprochen worden. Dieses Urteil begründete die Pressefreiheit der USA, die sogar 1776 in der Unabhängigkeitserklärung als Menschenrecht eingetragen ist.

Sollte der jetzige Präsident wohl mal lesen, aber der ist gerade mit einer anderen Lektüre beschäftigt, wie dieser Straßenkünstler uns deutlich macht.

Wenn Du die wirklich interesante und architektonisch beeindruckende Federal Hall wieder verlässt, dann ergibt sich dieses Bild. Rechts die Börse, auf die die Statue von George Washington schaut. Ob ihm gefallen würde, wie sich die Dinge so entwickelt haben?

Federal Hall. 26 Wall Street, New York.

Erreichbar mit den U-Bahn-Linien 4 und 5, Halstestelle „Wall Street“. Du kannst auch mit den Linien 2 und 3 fahren, die haben ebenfalls eine Haltestelle „Wall Street“, allerdings musst Du dann ein wenig länger laufen. Was sich aber lohnt.

Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr geöffnet, Samstag, Sonntag und an Feiertagen geschlossen.

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