Auf dem Dach der USA – One World Observatory

051116_1wo_4Muss man über das One World Observatory eigentlich noch etwas schreiben? Lohnt es sich wirklich, viele Dollar auszugeben, um von diesem architektonisch ziemlich einfallslosen Gebäude „One World Trade Center“ auf New York herunter zu blicken? Zu meiner eigenen Überraschung ist die Antwort tatsächlich ein „Ja“. Man kann diesen steingewordenen Trotz nämlich gar nicht genug feiern.

Denn das „One World Observatory“, also die Aussichtsplattform im 100. Stockwerk, ist eine einzigartige Inszenierung. Absolut professionell, typisch amerikanisch. Auch, wenn Du verstehst, was mit Dir passiert, so kannst Dich der emotionalen Aufladung nicht verschließen. Am Ende von Filmen, Inszenierungen, technischen Finessen und Dramaturgie wirst auch Du Tränen in den Augen haben. Garantiert!

051116_1wo_5Es fängt damit an, dass Du zuhörst. Auf Medienwänden werden die ganze Zeit kleine Spots gespielt. Genialer Coup: Dir werden keine Fakten um die Ohren gehauen, sondern Bauarbeiter, Polizisten, Angestellte der Architektenbüros und viele andere mehr, beschreiben ihren Stolz, an diesem Gebäude mitgewirkt zu haben. Der profane Bau bekommt Gesichter. Geschichten. Emotionen. Und Du als Besucher hast das Gefühl, bei „dem New Yorker“ eingeladen zu sein. Es wird persönlich.

Dann gehst Du in einen Tunnel, der Dir suggeriert, dass Du ganz tief unter dem Gebäude läufst, Massive Granitfelsen leiten Deinen Weg und obwohl Du ahnst, dass dies nicht echt ist, zögerst Du nicht, einmal zur Bestätigung an die Felsen zu klopfen. Ja, stimmt, ist Pappmaché. Dennoch, der emotionale Effekt bleibt: das höchste Gebäude der Vereinigten Staaten ist auf solidem Untergrund gebaut. (Exkurs: Wie übrigens alle Wolkenkratzer. Dort, wo Manhattan sumpfig, morastig war, stehen keine Skyscraper, in Midtown Manhattan nämlich)

051116_1wo_6Damit nicht genug, ist auch die Fahrstuhlfahrt ein Erlebnis. Das Gebäude ist 1776 Feet hoch, man fährt in den 101. Stock. Das dauert ein wenig. Witzigerweise möchte man sogar, dass die Fahrt gar nicht wieder aufhört, denn während Du in die Höhe geschossen wirst, fährst Du durch die Geschichte New Yorks mitten hinein in den Bau des Gebäudes und bist plötzlich da. Wow! Diese Inszenierung ist wirklich einzigartig. Die Wände des Lifts sind die Leinwand und Du hast gar nicht so viel Zeit, um all die liebevoll gezeichneten Kleinigkeiten zu entdecken. Völlig begeistert und enthusiasmiert entsteigst Du dem Fahrstuhl, landest wieder vor einer Leinwand, auf der noch einmal etwas über das Werden New Yorks bis heute gezeigt wird. Und dann … dann ist die Leinwand ein Vorhang, der sich nach oben öffnet und Du stehst vor dem New York von heute. Und bist gerührt von der Leistung all dieser Menschen, die Du in den Filmen gesehen hast. Denn das was Du siehst, haben New Yorker geschaffen.

Weil sie es wollten. Und mussten. Und konnten.

Über all das hast Du völlig vergessen, dass Du ja ziemlich weit oben bist – die draußen ständig vorbeiflanierenden Hubschrauber sind sozusagen in Augenhöhe – und auch das haut Dich um. Der Blick in die Tiefe, die Weite, auf Gebäude herunter, weit in die Bay hinein.

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051116_1wo_1051116_1wo_2Wir sind rund zwei Stunden geblieben, haben fotografiert, dort etwas gegessen, uns immer nochmal wieder etwas angeschaut, ein wenig den Sonnenuntergang erlebt und sind dann wieder in den herabfahrende Lift gestiegen. Auch diese Fahrt zauberhaft inszeniert als Flug, doch da ich nicht schwindelfrei bin, habe ich nur wenig mitbekommen. Macht nix! Die wahren Bilder haben sich tief eingebrannt und sind vor allem emotional verankert. Ich bin noch nie einem Gebäude begegnet, bei dem ich die Energie und Kraft von Trotz so stark gespürt habe. Die Haltung „Jetzt erst recht!“ spricht aus jedem Stein.

Thanks, „One World Observatory“, for having me!

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Die Website mit allen Informationen.

Es lohnt sich, die Tickets vorher zu kaufen, man muss sich dann für eine Eintrittszeit festlegen. Einmal oben kann man bleiben, solange man mag.

 

2 Kommentare

  1. Großartig geschrieben Dörte, Danke für den Tipp! Wir reisen im Dez das erste Mal nach NY! Wird dann eines unserer ToDos.
    Ich freu mich auf unser Wiedersehen in Papenburg!

  2. Moin liebe Andrea,
    wow, New York im Advent. Das Rockefeller Center mit seinem riesigen Tannenbaum ist dann ein Muss. Und den Weihnachtsmarkt im Bryant Parc solltet ihr euch anschauen, der ist jetzt schon offen und ich fand schon erste Mitbringsel.
    Danke für dein liebes Feedback, ich freue mich sehr darüber und inspiriere gern weiter.
    Freue mich auf das Wiedersehen, herzliche Grüße von Dörte

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