Zu Stippvisiten unterwegs

Unbestritten sind die Straßen New Yorks in Manhatten spannend und aufregend. Es lohnt, einfach offenen Auges über die 5th Street, die Park Avenue oder auch rund um die Avenue des Americanos spazieren zu gehen. Hier liegen auch die meisten Attraktionen, die sogenannten „Must-Sees“. Doch ich empfehle euch mal eine andere Attraktion: die Linie 7. Das ist eine U-Bahn-Linie, die in den Hudson Yards startet und im Stadtteil Fluhing tief in Queens endet. Es ist eine Fahrt in die Normalität und wenn du magst, sogar um die Welt. Ilka und ich haben uns einen ganzen Tag Zeit für diese Strecke genommen.

Rund eine Stunde dauert es, bis du mit der U-Bahn Linie 7 von den Hudson Yards nach Fluhing, Main Street kommst. Die Bahn fährt in Manhatten unterirdisch, kommt aber gleich hinter dem East River ans Tageslicht. Und dann hast du atemberaubende Blicke aus der Höhe, denn sie fährt „elevated“, also im zweiten oder sogar dritten Stock. Manchmal reduziert sie die Fahrt so sehr, dass du mitlaufen könntest – es geht dann aber um die Kurve und das Aussteigen ist eh verboten. Genieß einfach die Fahrt!

Aussteigen an der Endstation dagegen ist ausdrücklich erwünscht, denn es erwartet dich China Town. Ursprünglich als Satelit zu China Town im südlichen Manhatten entstanden, hat es sehr schnell einen ganz eigenen Charakter entwickelt. Und der ist durch und durch chinesisch. Hier verstehst du nichts, es sei denn du hast Sinologie studiert. Unverständliche Schriftzeichen springen dich an, Goldauslagen in den vielen Geschäften ziehen deinen Blick an und es riecht magisch schön. Wir besuchen einen Teeladen und lassen uns Rosentee und Lavendeltee einschenken. Und genießn die Düfte und die Eindrücke, nur wenige Meter von der Metrostation entfernt.

Anders kann es in einer chinesischen Großstadt auch nicht aussehen
Diese Schweinachen an der Halskette sollen bestimmt Glück, ein langes Leben und Gesundheit bringen – brauchen aber starke Nackenmuskeln.
Der Teeshop verkaufte nicht nur verschiedene Tees to go sondern nahm auch wegen seiner schön schlichten aber originellen Deko gefangen

Zur Stippvisite im kulinarischen Italien ging es dann einige Station weiter Richtung Manhatten. Ilka hatte von einem sensationellen Eismann gelesen. Das Wetter war fantastisch, Eis geht ja irgendwie immer also sind wir an der ?? wieder ausgestiegen und 15 Minuten durchs tiefste Queens gestiefelt. Vorbei an normalen Häusern, Vorgärten, Parkanlagen und Restaurants. Shops gab es eher weniger, ganz anders als in Manhatten. Der Eismann hatte sein Geschäft an einer Ecke und konnte mit einer Menge Sorte überzeugen.

Das Eis schmeckte super, war eher ein Sorbet und lohnte den Abstecher. Zur Linie 7 ging es dann aber mit dem Bus.

Nur wenige Stationen weiter erwartet uns eine völlig andere Welt: Little India. Du erinnerst dich vielleicht, ich war schon einmal hier, wie dieser Beitrag es beschreibt. Doch Little India ist faszinierend, man kann super schöne Mitbringsel einkaufen und sehr gut essen. Beides haben wir getan. Diese indische Community in Jackson Heights zeichnet sich ebenfalls durch ihre Geschlossenheit aus. Was es für uns Westler*innen eben so spannend macht.

Saris in allen Farben und über und über mit Perlen und Goldfäden gearbeitet ziehen unsere Augen an.
Wir können uns aber auch für den Goldschmuck begeistert, haben aber keinen gekauft. Obwohl unecht ist er erstaunlich schwer.

Nächste Station unserer „Weltreise“: Grand Central. Der Bahnhof ist famos. Von Außen nahezu unscheinbar, eröffnet sich im Inneren eine eigene Welt. Wie so oft in NYC gibt es mehrere Ebenen, die man sich neugierig erschließen kann. Wir genossen vor allem die Grand Hall und machten uns zudem auf die Suche nah einem sogenannten „hidden gem“.

Wie auf allen Bahnhöfen wuselt es auch im Grand Central. Hier kommen Reisende, New Yorker Umsteiger*innen und Tourist*innen zusammen

Der Bahnhof wurde 1913 eingeweiht, ist ein Kopfbahnhof und immer noch der größte Bahnhof der Welt. Was man nicht sieht, denn die Gleise sind unterirdisch. Du hörst kein Gequietsche, kein Türenzuschlagen, keinen Pfiff. Wohl aber Durchsagen. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Du darfst dich dem Zug nur nähern mit einer Zugkarte, die du oberhalb des Bahnsteigs vorzeigen musst. Dafür hast du einen garantierten Sitzplatz und kein Gedrängel.

Du siehst die Uhr oberhalb des Infostandes? Diese geht in 20 Millionen Jahren eine Sekunde falsch, heißt es. Die vier Gläser sind aus Opalen gefertigt und rund 20 Millionen Dollar wert.

Aber auch ohne Züge vermittelt sich die besondere Durchlauf-Qualität des Ortes. Jeden Tag, so heißt es, sind rund 750.000 Menschen im Bahnhof. Wir waren für 15 Minuten zwei davon. Hauptanziehungspunkt war für uns die „Whispering Gallery“. Über Kreuz gestellt und etwas Nettes geflüstert, hört man sich, als stünde man nebeneinander. Ein schöner Effekt.

Ilka flüstert mir etwas in der „Whispering Gallery“

Weiter ging es mit der Linie 7 zu den Hudson Yards, dem Ausgangspunkt unserer Weltreise. Der Stadtteil ist in den letzten fünf Jahren entstanden und ein neuer Anziehungspunkt für Tourist*innen.

Überzeugt hat uns das alles nicht. Wieder gläserne Fassaden, wieder Hochhaus im Quadrat. Das Vessel – diese wabenförmige Treppe – hat keinen Aufzug, also nicht interessant für Fußlahme für uns. Und „The Edge“, der Aussichtspunkt in der 100. Etage mit Glasboden, kam eh nicht in Frage.

Ein Bild von ganz unten nach ganz oben (per Zoom): The Edge in den Hudson Yards

Auch wenn es nicht unanstrengend ist – die Fahrt mit der Linie 7 und die Abstecher rechts und links, lohnen sich. Auch das MOMA PS1 ist mit der Linie zu erreichen.

Die Erschöpfung haben wir uns verdient. Thanks for having us, line 7