Ein paar Tage lang ist mein Cheesecake-Contest fast vergessen – in New York gibt es aber auch einfach soviel zu erleben! Als Gastautorin in Dörtes wunderbarem Blog kennt sie natürlich mein Thema und rät mir: „Besuche unbedingt das Algonquin Hotel! Dort gibt es angeblich den besten Cheesecake der Stadt.“ Das wusste ich nicht. Bekannt war mir nur, dass das Algonquin in den 1920er Jahren ein Hotspot für Journalist*innen, Schriftsteller*innen und Künstler*innen – inklusive Dorothy Parker, eine meiner amerikanischen Lieblingsautorinnen. (Notiz an mich: Wieder einmal Dorothy Parkers New Yorker Geschichten lesen). Ich könnte also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Cheesecake testen und Dorothy Parkers Geist näher kommen. Am fünften Tag nehme ich meinen Cheesecake-Contest wieder auf. Doch zuerst führt mich mein Weg nach Brooklyn zu Jane’s Carousel.
New York – ist ja wie im Film hier
Jane’s Carousel sah ich mal in einem Film, aber welcher? Keine Ahnung. Egal, das Karussell blieb mir im Gedächtnis. Wie so viele Orte in New York – sei es Central Station, Central Park, Fifth Avenue oder Empire State Building – überall Filmkulisse. Ein Ritt auf einem der Pferdchen kann ich wärmsten empfehlen. Ein bisschen zurück in die Kindheit, ein großartiger Panoramablick und das alles für nur drei Dollar. Kein Wunder, dass es 2012 als „best public Space“ausgezeichnet wurde.
Tea Time im Algonquin: die perfekte Inspiration
Pünktlich zur Kaffeezeit stehe ich im Algonquin. Die Blue Bar lädt mit gemütlichen Sitzecken ein, und ich finde meinen perfekten Platz.
Ich schaue mich um. Sofort spüre ich die geistig-intellektuelle Atmosphäre – besonders, als ich einen Tisch voller Menschen mit diesen typisch amerikanischen Notizblöcken sehe. „Wie damals am berühmten Algonquin Round Table“, denke ich und lasse mich inspirieren. Vielleicht finde ich hier den Anfang für meinen Blogbeitrag…
Cheesecake mit Atmosphäre
Nachdem ich das„Push for service“-Gerät endlich durchblicke, kommt auch schon der Kellner. Ich bestelle original Cheesecake und Tee. Wenig später steht beides verheißungsvoll vor mir. Der erste Bissen: kremige Masse, buttrig-krümeliger Boden – lecker, aber nicht der beste aller Zeiten. Trotzdem genieße ich Bissen für Bissen, beobachte den Round Table und fantasiere, wo Dorothy wohl gesessen hat und ob sie auch Cheesecake mochte. Dann kommt er plötzlich: der Anfang für diesen Blogbeitrag! Schnell zücke ich Stift und Notizblock (jip, da bin ich noch vom alten Schlag) und schreibe die Sätze auf.
Teurer Genuss, bleibender Eindruck
Nach über einer Stunde drücke ich erneut den Knopf: 30 Dollar 45 Cent macht das, bitte. Klar, hier zahlt man fürs Ambiente mit. Der Cheesecake mag nicht „der beste“ sein, aber hey, die Inspiration, die ich mitnehme, ist unbezahlbar. Mit gutem Geschmack im Mund und der zündenden Idee für diesen Blogbeitrag in der Tasche verlasse ich das Algonquin. Was will ich mehr?
„Best cheesecake in America“
So pries Food & Wine 2019 Eileens’s Special Cheesecake an. In fast jeder Top-Ten-Liste thront er auf Platz 1. Ich recherchiere ein wenig und stelle fest, dass Eileen und ich die Liebe zum Backen und das Spezialisieren auf Käsekuchen/Cheesecake gemeinsam haben. Zwei Tage vor meiner Abreise aus New York mache ich mich auf den Weg zum Cleveland Place 17, um den vierten und letzten Cheesecake meines Contests zu probieren.
Ein Ort voller Charme und Geschichte
Von der gegenüberliegenden Straßenseite fällt mein Blick auf den kleinen Laden, und Erinnerungen an mein Café in Köln werden wach. Während ich so in Gedanken schwelge und darauf warte, dass die Ampel auf Grün springt, gesellt sich eine spanische Touristengruppe dazu. Der Guide erzählt die Geschichte von Eileen, die in den 1970er Jahren mit dem Verkauf ihrer selbst gebackenen Cheesecakes aus der eigenen Wohnung begann. Kaum springt die Ampel auf Grün, stürmt die Gruppe in den Laden, und ich husche gerade noch mit hinein. Dann ist der kleine Laden rappelvoll.
Ein Paradies an Cheesecake-Köstlichkeiten
Im Laden erwartet mich eine prall gefüllte Vitrine: von Erdbeer-, über Blaubeer- bis zu Key Lime-Cheesecake, Cookies n‘ Cream, Dulce de Leche und, und, und. Die Auswahl scheint endlos, aber ich bleibe beim Klassiker mit Erdbeere. Ich quetsche mich an den kleinen Tresen zwischen einen Spanier und einer Asiatin. Ich steche die Gabel in das perfekt aussehende Küchlein, führe den Bissen in den Mund und merke sofort: Hier ist alles perfekt – Konsistenz, Geschmack, Verhältnis der Zutaten. Doch um diesen Genuss richtig zu zelebrieren, brauche ich mehr Raum und Ruhe.
Cheesecake im Park
Gegenüber von Eileen’s Special Cheesecake gibt es einen kleinen Park mit Sitzgelegenheiten – typisch New York, diese kleinen Oasen an jeder Ecke mit Bänken, Blumen und Bäumen. Hier genieße ich den Cheesecake Bissen für Bissen und verabschiede mich kurzzeitig aus dem Trubel der Stadt. Voller Genuss verspeise ich dieses Gedicht von einem Cheesecake. Selbst den einsetzenden Regen nehme ich nicht wahr. Ich schwebe im Cheesecake-Himmel.
Und der Gewinner ist…
Eileen’s Special Cheesecake erobert auch bei mir mühelos den ersten Platz. Die perfekte Textur, der unvergleichliche Geschmack und der charmante kleine Laden machen ihn definitiv zum unangefochtenen Sieger. Dahinter reihen sich der Lemon Cheesecake von Magnolia Bakery, der Cheesecake aus dem Hotel Algonquin und schließlich der vom Starbucks ein. Die Mission ist erfüllt – mein Gaumen ist glücklich. Mein persönlicher Cheesecake-Wettbewerb endet mit einer neuen Lieblingsadresse in New York.